Rheinische Post: Article – Wie aus einer Liebesbotschaft Kunst wurde
Original Source: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/kuenstler-max-zorn-stellt-in-duesseldorf-aus_aid-99097619
Titel: Ausstellung mit Max Zorn in Düsseldorf. Wie aus einer Liebesbotschaft Kunst wurde
Publishing Date: 08.10.2023 , 12:30 Uhr
Location: Duesseldorf, Germany
Written by: Claudia Hötzendorfer
Düsseldorf · Max Zorn beklebte für seine Freundin eine Straßenlaterne in Amsterdam. Mittlerweile ist er ein gefragter Künstler – auch in Düsseldorf.
Zur Eröffnung der Ausstellung „City Lights/Urbane Magie“ war Künstler Max Zorn in Düsseldorf. Er erklärte den Besuchern, wie seine Werke entstehen.
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)
Von Claudia Hötzendorfer
Article
Straßenkreuzer vor einem Hotel. Palmen im Hintergrund. Männer, die mit offenem Verdeck fahren. Eine Szenerie, die den Betrachter gleich in den Bann schlägt. Sie wirkt wie eine Momentaufnahme und man fragt sich unweigerlich: „Wie hat der Künstler das gemacht?“ Max Zorn heißt der Ersteller des Werkes. Am Wochenende erzählte er in der Galerie „Grafik Bild und Kunst“ am Schwanenmarkt, wie seine außergewöhnliche Kunst entsteht. Dort wurde die Eröffnung der Ausstellung „City Lights/Urbane Magie“ gefeiert.
Seine Materialien wirken eher so, als hätte Max Zorn vor, sich als Heimwerker zu betätigen: Mehrere Rollen Klebeband in verschiedenen Farben, Plexiglas als Grundfläche und ein „Exacto Knife“ genanntes Künstler-Skalpell. Oft feilt der gebürtige Amsterdamer über Monate an einer Idee. „Ich schaue mir Filme an, sammle Fotos – nach und nach entsteht dann in meinem Kopf das Motiv“, so Zorn. Am Beispiel eines Bildes, das er derzeit von der verstorbenen Jazzsängerin Billie Holiday anfertigt, erklärte Zorn wie er dann vorgeht. Schicht um Schicht klebt er das verschiedenfarbige Klebeband auf der Plexiglasscheibe fest und schnitzt mit seinem Skalpell die Konturen heraus. Die Billie Holiday, die er dabei erschafft, ist gewissermaßen die Summe seiner Recherche. „Ich habe mich von ihren Fotos inspirieren lassen und sie dann so dargestellt, wie sie hätte sein können“, erzählte Zorn den Besuchern der Ausstellung. Gezeigt werden in dieser ebenfalls Werke der Düsseldorfer Künstler Paul Schwietzke und Stephan Widera.
InfoAusstellung in Düsseldorf bis 30. Januar
Künstler Max Zorn wurde in Amsterdam geboren. Er pendelt zwischen seiner Heimatstadt und New York.
Ausstellung „City Lights/Urbane Magie“, die auch Werke von Paul Schwietzke und Stephan Widera enthält, ist bis 30. Januar in der Galerie „Grafik Bild und Kunst“ zu sehen. Besichtigungen nach Vereinbarung unter 01 77 3199852.
Will Zorn Schatten erzeugen, nutzt er bis zu 15 Lagen dunkles Klebeband. Um Akzente zu setzen, schneidet er vorsichtig Passagen frei. Am Ende steht Billie Holiday mit erhobenen Händen und dem so charakteristisch für sie zurückgeneigten Kopf singend vor einem Mikrofon. Das allein ist schon ein Hingucker. Doch dann kommt der Clou: Max Zorn arbeitet spiegelverkehrt. Die Fläche, auf die er wochenlang Schicht um Schicht geklebt hat, wird zur Rückseite. Das Plexiglas zum natürlichen Schutz für sein Werk. Es bekommt einen Rahmen mit einem zusätzlichen Glas und wird schließlich von hinten beleuchtet. Mit dem Licht kommt die Magie. Fertig ist ein Bild, um das sich inzwischen weltweit seine Fans reißen.
Studiert hat Max Zorn Politik, Soziologie und Psychologie. „Da war nicht viel Kreatives dabei“, erklärte er rückblickend. Und weiter: „Aber ich glaube, das Studium hilft mir dabei, Zusammenhänge besser zu verstehen.“ Dass Max Zorn zu einem der gefragtesten „Tape Art“-Künstler werden würde, hätte er sich vor zwölf Jahren wohl nicht träumen lassen. Frisch verliebt, wollte er seiner Freundin eine versteckte Liebesbotschaft schicken und klebte eine seiner Skizzen, an eine Amsterdamer Straßenlaterne. Nicht nur die Freundin war begeistert, also machte Max weiter und seine Streetart sprach sich herum. „Alle wollten wissen, wie ich das mache. Weil ich es zu kompliziert fand, es zu erklären, drehte ich ein Video und stellte es auf Youtube“, erinnerte sich Zorn am Wochenende an die Anfänge. Das Tutorial ging durch die Decke und machte ihn praktisch über Nacht bekannt.
Inzwischen pendelt er zwischen Amsterdam, New York und Paris. Gerade hat ihn ein Hotel auf Hawaii beauftragt, rund 100 Bilder anzufertigen. „Ich habe damit die nächsten zwei Jahre gut zu tun und ich habe völlig freie Hand bekommen in der Gestaltung“, freut sich der „Tape Art“-Pionier. Dabei hatte er seiner Kunst zu Beginn gerade ein Jahr gegeben. „Ich dachte, okay – wenn es in dem Jahr klappt, dass ich davon leben kann, mache ich weiter“, so der Niederländer. Nun hat er seine Kunst von der Straße in die Galerien und in die Wohnungen seiner Fans geholt.